The one that didn't win
Geflügelwahnsinn
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Ein Haushuhn.
Gallus gallus domesticus.
Domestiziert, gehäust, gezähmt.
Gekämmt zwischen die Schränke und Socken, Töpfe und Tulpenbeet.
Das Huhn lässt blonde Haare wachsen, lang und glänzend mit braunem Rausgewächs.
Nachlässig gebunden, offen, hochgesteckt, lockig, in der Suppe eingetunkt.
Am Schnabel klebt eine Kippe.
Die Kippe raucht und schwärzt,
glüht und verascht am Ende. Bis sie abfällt. Auf das bunte Kleid, auf die Pfanne, auf das Herd.
Die Kippe gelbt die Finger, die Lungen, den Mund.
Die Lippen stiften die Kippe pink, orange, fatale Femme, rot.
Die Hände wachsen lange Nägel. Rund, wie ein Bleistift gespitzt.
Sie wachsen gelbe Gummihandschuhe, ein Besen,
Channel Wimperntusche, Pinsel mit Rouge.
Das Make-up verschwimmt das Auge.
Das Auge schwimmt in den Lachfalten,
wie ein See zwischen den Hühnerklauen gesät.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr .
Beschildertes, geordnetes, durchgebratenes Haushuhn.
Die Zähne wachsen einreihig, ohne Sinn, dafür mit Spalten.
Aus dem Schnabel wird eine spitzige Nase, die im Winter sehr oft ganz rot wird.
Im Winter oder abends, vom Gin.
Die Zunge leckt an einem Geschmacksfreien, Zucker- und Fettfreien Kuchen
mit selbst geschlagener Sahne, Marzipan und vielen Nüssen.
Hätte das Huhn Krallen bekommen, den heldenhaften Namen oder Schuppen,
auch wenn nur als Schmuck,
würde sie kratzen aber wen und wozu,
würde sie glänzen aber für wen und warum.
Hätte das Huhn goldene Eier legen können, die Wünsche erfüllen ,
hätte sie mit Sicherheit sich selbst erfüllt.
Anstatt kriegte sie ein Paar Nichtflügel und die mochte sie nicht .
Genauso wie ihre Hüften und Nase oder Beine und das Kinn!
Hätte sie nur genügend Mut , bisschen Evolutionsvorsprung,
freie Wille, zumindest ein Dienstmädchen....
Evolution blieb bei den Gulaschtöpfen stehend.
Schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt.
Es wachte morgens ganz früh auf und es ging mit den Hühnern schlafen.
Den ganzen Tag an den Körnen picken und kleine Steine schlucken.
Das größte Furcht wäre der Sonntag und der Fuchs.
Der Fuchs, weil er den Hals durchbisse,
der Sonntag wegen der Hühnerbrühe.
Wie die kluge Bücher berichten
werden Haushühner etwa um die fünf bis sieben Jahre, manchmal sogar neun Jahre, alt.
Fünf Jahre sind sehr viele Sonntage für ein kleines Huhn.
Geflügelpest kommt auch häufig vor, wenn von dem Huhn die Rede.
Geflügelpest und Vogelgrippe.
Die Körne picken, die guten auspicken die schlechten wegpicken
pick -pick-pick-pick.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Der einzige der mit ihr lebte war der Schatten.
Der Schatten, der mit Ihr zusammen alterte.
Vielleicht, weil es gut ankommt nicht junger auszusehen als die gnädige Dame.
Er rauchte die gleich langen Kippen und wachste ähnliche Haare.
Er schwamm morgens in ihrem Teebecher
und klebte an die Fingerspitzen.
Er kannte kein Shakespeare,
kein Göthe, Wagner noch Dali.
Weder die Wahrscheinlichkeitstheorien noch Differenzialrechnung
kümmerten seinen augenlosen Kopf.
Er zog sich durch die Zimmern, rollte zusammen.
Der Schatten kannte keine Farben.
Im Grauspektrum grenzte er an die Blauäugigkeit,
obwohl er von Minzgrün träumte,
er wünschte sich Indigo zu sein.
Der Schatten betrank sich im Regenwasser
mit der Sonne hatte er ein Wettbewerb.
Und manchmal...wenn es dunkel wurde..
er versteckte sich, sprang in die Taschen.
Schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt.
Das Haushuhn, dem Wildhuhn aus Asien ähnlich gezüchtete Form.
Ein Männchen heisst Hahn oder Gockel.
Das Weibchen wäre dann Huhn oder Henne, Jungtiere führende Hennen Glucke.
Sie waren alle mal Küken.
Lauf und Zehen sind unbefiedert.
Drei Zehen nach vorne ein ist gerichtet dem Schwanz nach.
Bei einigen Rassen gibt von den Zehen Stück fünf, befiedert manchmal auch.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Sie trug hohe Absätze.
Sie glaubte der Ha. mochte es so.
Hohe Absätze, bunte Kleider und ein Lächeln.
Das Haushuhn träumte immer während sie Suppe kochte,
dass es doch keine Suppe sei.
Das kochen wäre kein Kochen und die Küche wäre keine Küche.
Nur die Locken wären Locken.
In der Suppe schwammen Fettaugen.
Sie starten sie verwundert an.
Wie Gewissensbisse, aus dem Spiegel
wie ein Realitätsruf, waren sie da.
Fettaugen blinzelten nicht.
Sie augten und beobachteten und augten ihr nach,
bis die ganze Suppe nur das Auge war.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Im Garten lagen schiefe Schatten.
In den Schatten versteckte sich H.
Wie in einem Zweireiher hat sie sich zugeknüpft in den Schatten,
nur eine Blume schaute raus aus der Brusttasche.
Im Grass wurde es ständig geflüstert.
Die Ameisen die hin und her in einer Kolonne wanderten ,
Grashüpfer die ihr Herz zum Stillstand brachten jedes mal wenn sie auf Ihr Hand sprangen ,
Halme die aneinander rauschten und den Rausch auslebten bis sie ganz betrunken sie in den Schlaf schaukelten.
In den Momenten fühlte sich H. nicht traurig und nicht mehr alleine.
Glücklich war sie selten, glücklich war sie nie.
Ohne deutliche Gründe. Einfach so. Aus Prinzip.
Die Gedanken wanderten Sinnlos durch den Kopf,
bis sie sich einem Punkt anhängten und mit ihm zusammen schwebten.
Sie glockten zwischen den Wohlanständigkeiten, Erinnerungen und Zehn Geboten.
Die Gedanken, die sich langsam auf das ganze Dasein ausbreiteten, die Gedanken schaukelten.
Sie breiteten sich so lange aus bis sich der ganze Kopf nur mit Amnesie ausfüllte .
Weder die Suppenaugen kümmerten H. in der Schwebe
noch die Nägel oder Kleider noch der Fussboden noch die Aprikosen Bäume im Garten.
Sie freute sich über das Grass und über die Kühle des Bodens.
Sie freute sich über die Gedankenlose Wege.
Sie freute sich über Ihr Recht auf die Rechte,
auf die Äpfel. Die Äpfel waren doch wichtig.
Für sie und für die Apfelwürmer.
Für Adam und Eva und für die Bäume, natürlich.
Die verfaulte Äpfel oder nicht gereifte waren eine Genehmigung für die Leidenschaften. paradieslose Lustbarkeiten.
Was wären Engeln ohne die verdammten Äpfel ?
Ohne Äpfel verlören die gediegne Persona die Helligkeit,
Beelzebub alleine die Erhebung führen müsste ,
die Schlange verdorrte auf dem Ast,
ungehört verstummte .
Die Äpfel sollten in Ruh gelassen werden.
Das Recht auf die Nacktheit auf Hoffnung,
um die Fehler wiederholen zu dürfen, und Recht auf Faulheit.
Verstecktes Küssen und verstecktes schwangern und Recht auf die sieben Hauptsünden.
Die Äpfel müssen bleiben!
Wessen Wehklagen die Heiligen zuhören würden und wem würde der Gott vergeben ?
Es sei denn sind denen die Kekse lieber, als beichten und Rosenkränzen, Weihrauch oder Kerzen.
Vielleicht scheissen sie dadrauf was wir alle in den Dunkelheiten treiben,
den Priestern in das Ohr flüstern und beichten.
Die Ewigkeit dauert sehr lange, die Sünden bleiben doch alle gleich - vertraulich der Göttlichkeit.
H. blieb eingesunken bis die Amnesie sie erschöpfte, bis die Bilderverschlinger alles bis auf Rahmen vernaschten, bis nichts mehr übrig bleiben würde.
Schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt.
Die Hühner gackern unter allen Rassen gleich.
In China, Mexiko, Spanien, Indonesien, Frankreich, Iran.
Als Warnung, Drohung, als Tratsch beim Körner picken.
Gack, die gute auspicken gack gack, die schlechte wegpicken,
pak-puck-puck-put gack .
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Ohne zu fragen, ohne zu erklären
übergoss sie auf mich alle ihre Geschichten und Ängste.
Sie neidete den Vögel, denn sie konnten wegfliegen, sich von sich selbst erheben und die Perspektiven...
Sie neidete den Katzen die Leichtigkeit, den Hunden das Bellen, das Hinterlistigkeit den Fuchsen,
den Wurmen das Mangel an Wirbelsäule, den Fischen die Schuppen, den Larven, weil sie sich noch entpuppten und das Hartnäckigkeit den Ochsen.
Sie neidete allen die nicht sie sein mussten , weil sie nicht weiter wusste.
Sie stand auf vom Grass und das ganze Geflüster hörte auf.
Jetzt war sie wieder ein Haushuhn.
Gallus gallus domesticus.
Verrücktes, blondes Huhn .
Jetzt kam sie zurück zu den Fettaugen, zum ewiges Warten auf dem Kreuzweg, zu den blumigen Kleidern und Kippen und Gin und sich selbst.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Sie veränderte so viel, dass sich bloß gar nichts ändern würde.
Augenfarbe, die Haare, die Einstellung, Gebete.
Gefangen für so lange in komischen Zeiten
wo alle , die Katzen und Hühner und Vögel die Ameisen sein mussten,
durch das Grass wandern und Sandkörnchen zu tragen,
die Gebete zuhause flüstern.
So dass das Grass nicht erfährt.
Sie wuchs in komischen Zeiten auf
ohne logischen Folgen, aber mit Verfolgung und mit den Bildverzehrern..
Da fing sie an zu träumen,
bis sie von Träumen und über Träumen träumte .
Und als das Grass endlich sicher wurde,
blieb sie da träumen.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Die Leidenschaft alterte wie die herbstliche Bäume.
Sie in ihm, er in sie sich verbrauchte.
Als einzige erworbener Ureinwohner
sprach er die einheimische Sprache
und wuchs die einheimische Blätter,
bis der Schnee kam die Unschuld zu verdecken.
Seitdem ass sie viele Äpfel
zusammen mit dem Schutzengel
bis er sein Heiligenkranz abgeben musste und eines Tages wegrannte.
Wozu brauchen die Toten die Kerzen?
Es wird denen nicht kalt, nicht dunkel
Weder nach den Hausschlüsseln müssen sie nicht suchen,
noch den Keller besuchen.
Wozu brauchen die Toten Blumen?
Die Tische bleiben doch ungeschmückt.
Die Rosen verwelkten schon längst in deren Blumentöpfen.
Wozu brauchen die Toten die Grabsteine?
Die Floskeln gekleidet in Gold.
Wozu brauchen sie die alle Medaillen
Festzüge, Züge und Busse?
Sie können das ganze doch nicht bedenken,
bewerten, danksagen, bedenken, geniessen.
Wie egoistisch von uns. Wie nachtragend.
Schwarzhuhnbraunhuhnschwarzhuhnweißhuhnrothuhnweiß oder put-putt.
Die langatmige Untersuchungen stellen fest,
dass das Haushuhn aus dem Burma-Bankivahuhn entstanden ist.
Die nie gesehene Schwester,
die nicht so viele Eier legt.
Die Knochenfunde deuten darauf hin:
Domestizierung fand früher schon statt.
Der Homer verschwieg sie in der Odyssee
persönlich mochte er dafür klassischen Hühnerkampf.
Das Huhn pickte ein Loch an meinem Ohr.
Sie plante eine Reise
bis zu dem Mond bis zum Weltende,
da wo die silbernen Wahlfische das ewige Eis krispeln,
da wo man Himmel sieht,
da wo die Hölle wendet.
An dem Weltende ist alles besser
das ganze hier ist bloß die Erde.
Sie stellte alles zum Verkauf
Freunde und Töpfe, das Grasgeflüster.
Morgen geht’s ab zum Weltende,
da sieht man Himmel,
und kann die Hölle wenden,
hier ist doch bloß die Erde.
Die Liebe schmeckt da sicher viel süßer
die Trennen tränen vor Freude.
Alles wird sich ab morgen bessern.
Am ende der Welt
da wo man Himmel sieht,
da wo die Hölle wendet,
hier ist doch bloß die Erde.
Die Reise fing an am Morgengrauen.
Der Reiseführer kriegte Schluckauf und starb.
H. blieb mit den Zweireihigen Schatten,
mit den Fettaugen, wieder ganz alleine,
auf den Knien in der Küche.
0 Comments:
Post a Comment
<< Home